Unser Zugang zur Überlieferung des skandinavischen Mittelalters ist alles andere als direkt. Die „Entdeckung”, Reproduktion und immer neue Anverwandlung der in isländischen Handschriften überlieferten mythologischen und historiographischen Texte erfolgte durch neuzeitliche Gelehrte und Schriftsteller*innen, die unter ganz verschiedenen Bedingungen arbeiteten: die schwedische Großmachtzeit, die Epoche des dänischen Absolutismus, die Romantik und das kommende Zeitalter des Nationalismus führten bis in den heutigen Metal und in aktuelle Verfilmungen zu immer neuen Aktualisierungen von Stoffen, die nahezu ausschließlich der isländischen Überlieferung entstammten und doch zu unverzichtbaren Bestandteilen skandinavischer Identitäten wurden.

Im Seminar befassen wir uns an diachron ausgewählten Beispielen intensiv mit der neuzeitlichen skandinavischen Rezeption dessen, was man aus Sicht des 18. und 19. Jahrhunderts als „nordische Vorzeit” bezeichnen könnte. Dabei werden aus einer rezeptionsästhetischen Perspektive sowohl gelehrte als auch literarische und populärkulturelle Zeugnisse in den Blick genommen.

Es wird um Anmeldung im Learnweb bis zum 24.03. gebeten.

Einführende Literatur:

  • Eddische Götter und Helden. Milieus und Medien ihrer Rezeption. Eddic Gods and Heroes. The Milieux and Media of Their Reception, hrsg. von Katja Schulz, Heidelberg 2011 (Edda-Rezeption 2).
  • Northern Antiquity. The Post-Medieval Reception of Edda and Saga, hrsg. von Andrew Wawn, Enfield Lock, Middlesex 1994.
  • The Pre-Christian Religions of the North. Research and Reception. 2 Bde., hrsg. von Margaret Clunies Ross, John McKinnell und John Lindow, Turnhout 2018.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023