In der Auseinandersetzung mit Kriminalität verhandeln Gesellschaften ihre normativen und moralischen Grundlagen. Gleichzeitig fungiert Kriminalität als Indikator für soziale Konflikte. Dabei treten in historisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive widerstreitende Wahrnehmungen, Zuschreibungen und Kategorisierungen zutage. Kaum eine Handlung ist per se kriminell. Vielmehr haben wir es mit vielfältigen Prozessen der Kriminalisierung zu tun. Das Seminar wird sich der Analyse derartiger Kriminalisierungsprozesse widmen. Wo verlaufen die Grenzen zwischen Kriminalität und Protest oder zwischen Kriminalität und abweichendem Verhalten?

Einführend werden die Grundlagen einer historisch-kulturwissenschaftlichen Kriminalitätsforschung vermittelt. Dem schließen sich drei thematische Schwerpunkte an: 1) eine Beschäftigung mit ausgewählten historischen „Kriminalfällen” des späten 19. und 20. Jahrhunderts; 2) die Popularisierung „ikonischer” Figuren der Kriminalitätsgeschichte (z. B. Jack the Ripper, Fritz Haarmann, Bonnie und Clyde) bis heute; 3) jüngere Formen und Formate der popkulturellen Auseinandersetzung mit Kriminalität (crime fiction, DNA und Forensik; cold case-Ermittlungen; true crime-Podcasts).

Studierende erbringen als Studienleistung 2 Impulsreferate, Diskussionsleitung, 10–15 Minuten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023