Dieser Kurs führt in das interdisziplinäre Forschungsfeld der Friedens- und Konfliktforschung ein. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle ideationaler Faktoren, die sowohl Treiber von Konflikten als auch entscheidend für deren Lösung sein können. Inwiefern beeinflussen gegenseitige (Bedrohungs-)Wahrnehmungen, geteilte oder konfligierende Wertvorstellungen, Weltbilder oder (Un-)Gerechtigkeitsvorstellungen Konfliktdynamiken?

 

Das Seminar ist in drei Teile gegliedert: Der erste Teil gibt zunächst einen Überblick über zentrale Begriffe (Konflikt, Gewalt, Krieg, Frieden, Sicherheit) sowie wichtige Debatten und aktuelle Trends im internationalen Konfliktgeschehen. Im zweiten Teil legen wir den Fokus auf ideationale Faktoren. Dazu werden wir uns zunächst allgemein mit Bedingungsfaktoren staatlichen Handelns im Spannungsfeld von Normen und Interessen beschäftigen – wir werden feststellen, dass bereits Klassiker der Internationalen Beziehungen (IB) wie etwa Hans Morgenthau auf die Bedeutung moralischer Motive für staatliches Handeln verwiesen haben. Vor allem aber werden wir uns mit sozialkonstruktivistischen Konzepten in den IB sowie jüngeren Arbeiten an der Schnittstelle von Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie befassen, die die Bedeutung intrinsischer Wert- und Normvorstellungen sowie Perzeptionen für die Entstehung von Konflikten und die Konsolidierung von Frieden analysieren. In einem dritten Teil beleuchten wir schließlich einzelne dieser ideationalen Bedingungsfaktoren genauer, bspw. gegenseitige Wahrnehmungen, Vertrauen, politisch-kulturelle Identitäten, Feindbilder, Emotionen, Geschlechter­­konstruktionen oder Gerechtigkeitsansprüche und diskutieren deren Bedeutung mit Blick auf Krieg und Frieden anhand konkreter Fallbeispiele. Zudem lernen wir Erklärungs­­ansätze kennen, wie diese Faktoren auf internationale Konfliktdynamiken einwirken. Hierfür werden die Studierenden in Gruppenpräsentationen von je 3-4 Personen die Erklärungskraft des jeweiligen Faktors theoretisch erarbeiten und durch ein konkretes Fallbeispiel illustrieren.

 

 

Anforderungen

Regelmäßige aktive Teilnahme an den Diskussionen im Seminar und gründliche Vorbereitung der Seminarlektüre

 

 

Studienleistung: Gruppenpräsentation eines Fallbeispiels

Prüfungsleistung: 90-minütige Klausur

 

 

Literatur zum Einstieg:

Brühl, Tanja (2012): Friedensforschung als „Superwissenschaft” oder Sub-Disziplin? Zum Verhältnis der Friedens- und Konfliktforschung und der Internationalen Beziehungen, Zeitschrift für Internationale Beziehungen 19(1): 171-183.

Ide, Tobias (Hrsg.) (2017): Friedens- und Konfliktforschung, Opladen: Verlag Barbara Budrich.

Imbusch, Peter/Zoll, Ralf (Hrsg.) (2010): Friedens- und Konfliktforschung: Eine Einführung, 5. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

 

 

Die Klausur findet am 12.07.2023, 12-14 Uhr, statt.
Die Nachschreibeklausur findet am 30.08.2023, 12-14 Uhr, statt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023