Das Forschungsseminar ist im Bereich der qualitativen Rezeptionsforschung angesiedelt und befasst sich mit der Aneignung von Medientechnologien und Mediendiensten im familiären Kontext. Dabei soll speziell untersucht werden, auf welche Weise Wissensaustausch und Hilfestellungen zwischen den Generationen erfolgen. Zum Beispiel: Wie unterstützen Enkel die Großeltern bei Fragen rund um Smartphone-Apps oder PC-Updates? Wie finden neue Social Media-Plattformen den Weg von den Kindern in die Familien und zu den älteren Generationen? Wie wechseln die Rollen von Lernenden und Lehrenden zwischen Eltern und Kindern? Lernen vielleicht auch die Enkel von den Großeltern etwa, beispielsweise über ältere Medien wie Schallplatte oder analoge Fotografie? Und welche Konflikte und Probleme treten in solchen familiären Hilfesystemen auf? Solche und ähnliche Fragestellungen sollen im Seminar entwickelt und im Rahmen von Arbeitsgruppen erforscht werden.

Theoretisch werden Ansätze zu Mediengenerationen und zum familiären Medienhandeln herangezogen. Bedeutsam ist ferner das Konzept der „warm experts”, das Bakardjieva (2005) entwickelt hat. Sie definierte warm experts als Personen, die nahestehenden Menschen helfen, sich mit neuen digitalen Technologien und Anwendungen zurechtzufinden. Diese konnten aus der Familie oder auch aus Nachbarschaft und Freundeskreis stammen und spielten eine zentrale Rolle bei der Eroberung des Internets durch Neulinge. Aktuelle skandinavische Studien weisen darauf hin, dass warm experts auch gegenwärtig wichtig sind, wobei sich die Inhalte der Unterstützungsleistungen und die Generationenkonstellationen verändern.

Im Rahmen von qualitativen Interviews, Familieninterviews u/o Gruppendiskussionen soll im Seminar analysiert werden, wie sich innerhalb von Familien verschiedene Generationen gegenseitig Hilfestellung geben oder Wissen austauschen. Vor der empirischen Erhebung werden Theorieansätze und Studien zum Themenfeld aufgearbeitet, sodann Fragestellungen und Untersuchungsdimensionen entwickelt. Für die anschließende Konzeption des methodischen Settings wird das methodische Handwerkszeug systematisch vermittelt und eingeübt. Die empirische Haupterhebung wird voraussichtlich im Oktober zu Beginn des zweiten Teils stattfinden.

 

Leistungsanforderungen:
Regelmäßige Lektüre und Zwischenpräsentationen sowie als Prüfungsleistung aktive Mitarbeit an allen Schritten des Forschungsprozesses im Rahmen einer AG sowie (gemeinsamer) schriftlicher Forschungsbericht.

 

Sonstige Hinweise:
Materialbereitstellung und Kommunikation erfolgen über das Learnweb. Das Kennwort erhalten Sie kurz vor Beginn via Rund-E-Mail an gemeldete Teilnehmer*innen.

 

Literatur zum Einstieg:
Hänninen, R., Taipale, S., & Luostari, R. (2021). Exploring heterogeneous ICT use among older adults: The warm experts’ perspective. New Media & Society, 23(6), 1584–1601. https://doi.org/10.1177/1461444820917353

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023