Mehr als hundert Jahre liegen zwischen der selbstbewussten Begründung der Landesgeschichte als einer eigenen universitären Disziplin und den aktuellen Auseinandersetzungen um die Leistungen und (wissenschafts-)politischen Verstrickungen dieses Faches vor allem während des Nationalsozialismus. Trotz wiederholter Impulse und programmatischer Neuanfänge nach 1945 schaut die heutige Forschung auf ihre Entwicklungen eher resignativ zurück: So sprach der Jenaer Landeshistoriker Matthias Werner in seiner Standortbestimmung der Landesgeschichte von 2005 von „einer fast zur Profillosigkeit gesteigerten inhaltlichen und methodischen Vielfalt“. Als „Innovator“ scheint die Landesgeschichte ausgedient zu haben, sie steht vielmehr im Ruf rückwärtsgewandter Beharrung und Theorieferne, ja lokalpatriotischen „Kleinkleins“.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die Lektüre und gemeinsame Diskussion von gegenwärtigen wie auch weiter zurückliegenden „Standortbestimmungen“ der Landes- und Regionalgeschichte. Damit fragt es nach den Positionierungen des Fachs u.a. gegenüber Global- und Allgemeingeschichte, beschäftigt sich mit seinem methodischen „Mehrwert“ bzw. seinen theoretischen Ansprüchen und vollzieht deren Genese wissenschafts- und institutionengeschichtlich nach. Insbesondere soll hierbei der Fokus auf die konkrete Entwicklung landes- und regionalgeschichtlicher Forschung in Westfalen gelegt werden.

Die Veranstaltung findet im Institut für vergleichende Städtegeschichte, Königsstr. 46 statt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023