In „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft” setzt sich Hannah Arendt mit der Situation der Staatenlosen und dem an ihr offenbar werdenden Versagen der Menschenrechte auseinander. Das Schicksal der Staatenlosen – so Arendts These – ist nicht nur, dass sie rechtlos und somit der Willkür der herrschenden Souveräne ausgesetzt sind, sondern auch weltlos. Unter Weltlosigkeit versteht Arendt eine Daseinsweise, in der Menschen nicht als Subjekte in einer gemeinsamen Welt erscheinen können: Sie sind lebende Leichname, wie Arendt sagt. In der jüngeren Philosophiegeschichte wurde dieses Motiv u. a. von Philosoph*innen wie Giorgio Agamben, Zygmunt Baumann, Judith Butler, Ruth Gilmore, Achille Mbembe und Jaques Rancière aufgegriffen und weiterentwickelt. Dabei wird die Annahme geteilt, dass die gegebene politische Ordnung systematisch Individuen produziert, deren Leben entwertet wird, wodurch sie vulnerabel für unterdrückende und ausbeuterische Praktiken werden. Weit über Arendt hinausgehend legen die verschiedenen Ansätze unterschiedliche Variationen und Konsequenzen eines solchen Schicksals offen.

Ziel des Seminars soll sein, ein grundlegendes Verständnis für das Motiv der Weltlosigkeit zu erarbeiten. Dazu soll zunächst mit Autor*innen wie Aristoteles, Heidegger und Arendt geklärt werden, welche Implikationen der Begriff der Welt hat. Darauf aufbauend wird den unterschiedlichen Beschreibungen von Weltlosigkeit nachgegangen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023