Von den 1880er Jahren bis 1919 besaß das Deutsche Reich Kolonien in Afrika, Asien und im Pazifik. Im Zuge der kolonialen Expansion kamen deutsche Händler, Siedlerinnen und Siedler, christliche Missionarinnen und Missionen, Militär- und Marinepersonal sowie Kolonialbeamte mit verschiedenen Völkern und Kulturen in Kontakt. Das dabei erworbene Wissen bildete dichte Netzwerke mit multidirektionalem Wissenstransfer zwischen dem Deutschen Reich und verschiedenen Kolonien. Koloniale Objekte, koloniales Wissen und kolonialpolitische Forderungen fanden ihren Weg dabei nicht nur in die Museen, Parlamente oder städtischen Gesellschaften der Kolonialmetropolen wie Berlin oder Hamburg, sondern auch in die Provinz und auch ins Münsterland. Nach 1919 verlagerten sich diese Strukturen und (Dis)Positionen zunehmend in erinnerungskulturelle Dimensionen. In der Lehrveranstaltung werden wir verschiedene Interaktionsebenen zwischen dem Deutschen Reich und den Kolonien anhand konkreter Fallbeispiele untersuchen. Wir werden fragen, wie solche Objekte, Diskurse oder Wissensbestände zu einer kolonialistischen Erinnerungskultur beitrugen, nachdem das Deutsche Reich längst alle Kolonien 'verloren‘ hatte.

 

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023