Literatur von Frauen wird auch in der Forschung lange autobiographisch bzw. als persönliche Ausdrucksform gelesen. „Die Literatur gilt der Frau als das Versprechen oder die Möglichkeit einer aufklärerischen Selbstmitteilung.“ (Manfred Jürgensen: Was ist Frauenliteratur?, S. 16) Gerade vor dem Hintergrund der 68er Bewegung werden literarische Texte von Autorinnen insofern auf die vermeintlich feministische Botschaft enggeführt. Obwohl dies für einzelne Texte sicherlich zutrifft, ist diese Perspektive in ihrer Pauschaltität nicht zutreffend - weder im Hinblick auf Texte der 1960er/70er Jahre noch aktueller Literatur. Vielmehr geht es darum, die komplexen Prozesse der Fremd- und Selbstwahrnehmungen, die Aufnahme gesellschaftlicher, kultureller, wissenschaftlicher, ... Diskurse und deren innertextelle Semantik zu analysieren und zu reflektieren. Vor dem Hintergrund aktueller Debatten der gender studies sollen deshalb anhand aktueller literarischer Texte Kanonisierungsfragen, Chancen und Probleme einer Poetik "weiblicher Ästhetik", den Zusammenhang von Literatur und Geschlecht im Kontext von Gattungsdiskursen und/oder inter- und intradisziplinären Ansätze und Methoden diskutiert und überprüft werden. Dabei geht es auch um ein widerständiges Lesen der feministischen Literaturwissenschaft.

 

 

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023
ePortfolio: Nein