Ludwig Wittgensteins Philosophische Untersuchungen, die 1953 posthum veröffentlicht wurden, gehören zweifelsohne zu den einflussreichsten und zugleich faszinierendsten philosophischen Werken des 20. Jahrhunderts. Sie bilden das Hauptwerk der Spätphilosophie Wittgensteins, in der er eine Gebrauchstheorie der Bedeutung skizziert, die als Paradebeispiel einer Philosophie der normalen Sprache („ordinary language philosophy“) gilt. Dadurch wird eine radikale Wende zu der im Tractatus logico-philosophicus vertretenen Philosophie der idealen Sprache vollzogen. Auch äußerlich wird dieser Umbruch dadurch sichtbar, dass Wittgenstein nicht die Form einer wissenschaftlichen Abhandlung wählt, sondern seine Überlegungen in kurzen, teils dialogisch formulierten Abschnitten und unter Bezugnahme auf vielfältige Beispiele aus der Alltagswelt entfaltet. Inhaltlich beschränken sich die Philosophischen Untersuchungen nicht auf sprachphilosophische Themen; sie schließen auch solche anderer Disziplinen mit ein, insbesondere der Philosophie des Geistes und der Meta-Philosophie.

Durch intensive Lektüre ausgewählter Abschnitte werden im Seminar die zentralen Thesen Wittgensteins rekonstruiert und kritisch diskutiert. Ein Seminarplan mit Angaben zur Literatur und zu den Anforderungen für Studien- und Prüfungsleistungen wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Im Seminar verwenden wir die erstmals 1984 im Suhrkamp-Verlag erschienene Werkausgabe (Band 1).

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023