Im Rahmen ihrer Metaphysikkritik plädieren die prominenten Vertreter des logischen Empirismus dafür, dass Philosophie sich stets an wissenschaftlichen Standards halten müsse. Wenn Philosoph:innen diese brechen und versuchen, „Unsagbares” auszudrücken, so können ihre Bemühungen nicht als wissenschaftlich gelten. Sie stellen hingegen (meist qualitativ minderwertige) Beiträge zur Kunst dar, welche primär dem Ausdruck von Lebensgefühlen dient. Das Seminar setzt bei der in dieser Kritik ausgedrückten und zugleich noch heute verbreiteten Gegenüberstellung von Wissenschaft (als Erkenntnisform) und Kunst (als Ausdrucksform menschlicher Erlebnisse und Emotionen) an.

Im Laufe der Geschichte der Wissenschaftsphilosophie hat sich das Verständnis von Kunst und Wissenschaft verändert. Dies resultiert einerseits daraus, dass die Vorstellung, Wissenschaft ließe sich eindeutig über epistemische Faktoren identifizieren und von anderen menschlichen Handlungsformen abgrenzen, in Zweifel gezogen wurde. Andererseits wurde auch die Vorstellung von Kunst als reinem Ausdrucksmittel für Gefühle zurückgewiesen, indem auf vielfältige epistemische Funktionen künstlerischer Werke hingewiesen wurde.

Im Seminar werden wir anhand ausgewählter Texte aus der Wissenschaftsphilosophie (etwa von Karl R. Popper, Thomas S. Kuhn und Paul Feyerabend) und solchen aus der kontrovers diskutierten Bewegung der sog. „Künstlerischen Forschung” die Verhältnisbestimmung von Kunst und Wissenschaft reflektieren und diskutieren.

Ein Seminarplan mit Angaben zur Literatur und zu den Anforderungen für Studien- und Prüfungsleistungen wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Das Seminar findet jeweils 4-stündig an folgenden Terminen statt: 14.04., 28.04., 12.05., 26.05., 16.06., 30.06. 2023 (sog. „Brückentage” werden vermieden).

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023