Neben dem wohlbekannten philosophischen Induktionsproblem (Hume, Popper) gibt es in sehr komplexen Systemen wie menschlichen Gesellschaften eine Reihe von weiteren Herausforderungen für induktive Schlüsse. Eine dieser Schwierigkeiten besteht darin, dass viele große Ereignisse wie Börsencrashs, Revolutionen oder technologische Durchbrüche, bevor sie geschehen nur eine extrem kleine Wahrscheinlichkeit besitzen, praktisch unvorhersehbar sind, und von den wenigsten erwartet werden. In statistischen Beschreibungen und idealisierten wissenschaftlichen Theorien werden solche Ereignisse deshalb oft vernachlässigt, was im scharfen Kontrast zu ihrer herausragenden Bedeutung für die Entwicklung und Stabilität von Gesellschaften steht. Nassim Taleb hat solche Ereignisse „black swan events“ genannt. Dieses Seminar will der Frage nachgehen, inwiefern solche Ereignisse eine Grenze für induktive Verallgemeinerungen darstellen, und wie die Sozialwissenschaften mit dieser erkenntnistheoretischen Herausforderung umgehen können.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23