Was haben Freuds Psychoanalyse, Adlers Individualpsychologie, der Marxismus, aber auch Astrologie, Homöopathie, Kreationismus bzw. Intelligent Design und Klimawandelleugnung gemeinsam? Kurz und knapp: Sie alle tauchen in wissenschaftsphilosophischen Debatten immer wieder als typische Beispiele für Pseudowissenschaften auf. Pseudowissenschaften zeichnen sich grob dadurch aus, dass sie sich erstens auf Sachverhalte beziehen, die auch Gegenstände wissenschaftlicher Forschung sind, dass sie zweitens Ergebnisse hervorbringen, die auf wenig verlässliche Art und Weise gewonnen wurden und daher nicht vertrauenswürdig sind, und dass sie drittens versuchen, den Anschein zu erwecken, ihre Ergebnisse seien den wissenschaftlichen mindestens ebenbürtig. Der letztgenannte Aspekt steckt sogar bereits im Wort „Pseudowissenschaft“: Das altgriechische Wort „ψεύδω“ (pseudo) bedeutet eben „ich täusche (vor)“. Pseudowissenschaften wären nun vermutlich keiner weiteren Auseinandersetzung wert, wenn sie nicht eine z.T. beträchtliche Anhängerschaft verzeichneten. Sie sind daher auch nicht einfach isolierte Erkenntnisbestrebungen, die keinerlei Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben haben; vielmehr sind sie tief in unserer Gesellschaft verwurzelt und nehmen dementsprechend zuweilen auch auf politische Entscheidungen Einfluss. Vor diesem Hintergrund erscheint ein (kritischer) Blick auf das Themenfeld „Pseudowissenschaften“ durchaus angebracht.

In diesem Blockseminar soll deshalb der Frage nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Pseudowissenschaft anhand einer Auswahl einschlägiger Texte nachgegangen werden. Dabei sind u.a. die folgenden Fragen leitend: (a) Was macht eigentlich Wissenschaft aus? (b) Wodurch zeichnen sich Pseudowissenschaften aus? (c) Welche aktuellen Beispiele für Pseudowissenschaften gibt es? (d) Lässt sich Wissenschaft scharf von Pseudowissenschaft abgrenzen und wenn ja, wie? (e) Welchen Beitrag können (wissenschafts-)philosophische Erkenntnisse im Hinblick auf den breiteren gesellschaftlichen Diskurs zum Themenfeld „Pseudowissenschaften“ liefern?

Da wir uns im Seminar auf die aktuelle Debatte zum Thema konzentrieren werden und diese Debatte großteils auf Englisch geführt wird, wird die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Fachliteratur vorausgesetzt. Die genaue Literaturauswahl sowie die Details zur Seminarorganisation werden bei der Vorbesprechung (Präsenzveranstaltung) bekannt gegeben.

Wichtiger Hinweis zur Gruppenprüfung: BA-Studierende, die im A-Modul zu Themen, die sich aus dem Seminar ergeben, eine Gruppenprüfung ablegen wollen, haben während der vorlesungsfreien Zeit die Gelegenheit, die Prüfungen in ihren AGs vorzubereiten. Die Prüfungen finden dann gegen Ende der vorlesungsfreien Zeit statt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23