„They say it is love. We say it is unwaged work.

They call it frigidity. We call it absenteeism.

Every miscarriage is a work accident.

Homosexuality and heterosexuality are both working conditions…but homosexuality is workers’ control of production, not the end of work.

More smiles? More money. Nothing will be so powerful in destroying the healing virtues of a smile.

Neuroses, suicides, desexualization: occupational diseases of the housewife“. (Federici 1975)

 

 

Care- Arbeit ist in aller Munde: sie ist „systemrelevant“ und essentiell. Es wird geklatscht, doch an den materiellen Verhältnissen, die ihre Abwertung, Unsichtbarkeit und Unterbezahlung erst möglich machen, hat sich wenig verändert. Wir gehen der sogenannten Krise der Sozialen Reproduktion auf die Spur, bei der es nicht nur um die unbezahlte Hausarbeit, die unentlohnte Sorge um Kinder, Angehörige, Partner*innen und Freund*innen geht, sondern ebenso um die entlohnte Arbeit der Erzieher*innen, der Pflegekräfte oder der Beschäftigten in Haushalten sowie in anderen Care-Bereichen. Begriffe wie Care, Sorgearbeit. Soziale Reproduktion, Gesellschaftliche Reproduktion, Reproduktionarbeit beschäftigen Feministische Ökonom*innen, Ökofeminist*innen oder feministische Marxist*innen schon lange. Dieser Lektürekurs geht diesen verschiedenen Begriffen in seinen theoretischen Traditionen nach und soll Fragen beantworten wie:

 

Was dachte eigentlich Marx über die Care Arbeit?

 

Wo fängt Care an, wo hört Care auf? Welche Care-Arbeiten sind im aktuellen Diskurs unsichtbar? Ist Ackern und Pflanzen gießen auch eine Art von Care? Ist Gebären auch Arbeit? Arbeitet Natur auch? Wie entstand die Abwertung und Feminisierung von Care eigentlich historisch?

 

 

Hierzu behandelt der Lektürekurs ökofeministische, marxististische, materialistische feministische Perspektiven auf Care und Reproduktionsarbeit.

 

Ziel des Lektürekurses ist es nicht nur Einblicke in vergangene Kämpfe und Theoriebildungen rund um Care Arbeit zu geben (zum Beispiel Wages for Housework), sondern auch in die neuere Forschung und aktuelle Debatten (z.B. Commoning) einzuführen. Hierbei wird sich auf Erkenntnisse aus der Postwachstumsforschung, der Feministischen Politischen Ökologie, den Gender Studies, der Feministischen Ökonomie uvm. gestützt.

 

Bei der Analyse des Care Begriffs beschäftigt uns immer die Frage, wie Care-Arbeit jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik organisiert und gestaltet werden kann. Wie kann Care von seiner patriarchalen-Kodifizierung gelöst werden und gerecht(er) entlang der Linien Gender, Class und Race verteilt werden? Was hat Care eigentlich mit Heteronormativität zu tun? Und was sind Global Care chains? Braucht es ein Care-Einkommen, sollten wir Care vergemeinschaften oder vergesellschaften?

 

 

Für diesen einführenden Kurs wird eine hohe Bereitschaft zur Lektüre von (teils englischsprachigen) Theorietexten aber auch aktuelleren, anwendungsbezogenen wissenschaftlichen Papers vorausgesetzt. Die aktive Teilnahme ist erforderlich, denn die Studierenden sollen die Diskussion aktiv mitgestalten. Die Studierenden werden dazu angehalten eigene Recherchen „über den Text hinaus“ zu unternehmen und mit dem Kurs zu teilen. Die Unterrichtsmaterialien werden via Learnweb bereitgestellt.

 

 

Studienleistung:

  • Lektüre und Vorbereitung der Referenztexte, Beantwortung von Leitfragen zur gemeinsamen Textarbeit, Vorstellung von textübergreifenden Materialien (Podcasts, Videos, Zeitungsartikel, Raum für eigene Ideen)

 

 

Prüfungsleistung

  • 12-15 seitige Hausarbeit oder mündliche Prüfung in vorheriger Absprache mit der Dozentin

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23