Auf 35 Studierende begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich!

Soziale Arbeit soll ihrem Auftrag nach die individuellen und sozialen Voraussetzungen dafür schaffen, dass Menschen ihre Lebensführung selbständig gestalten können. Individuelle Lebensführung ist in institutionell und kulturell bestimmte Lebensformen eingebunden, die als „Zusammenhang sozialer Praktiken“ (Rahel Jaeggi) den Handlungs- und Gestaltungsspielraum der Individuen maßgeblich beeinflussen. Während die (sozial)pädagogische Beeinflussung der individuellen Lebensführung traditionell als Kernaufgabe Sozialer Arbeit verstanden wird, sind Lebensformen nur sehr eingeschränkt durch Sozialpädagog*innen zu beeinflussen.

Eine zentrale Voraussetzung dafür, dass Soziale Arbeit in das Leben von Menschen intervenieren darf ist, dass ihre Lebensführung aus der Perspektive des Sozialen als problematisch markiert wird, also gewissermaßen staatlicherseits kritisiert wird (etwa als 'unselbständig', 'ungebildet', 'nicht integriert', 'armutsgefährdet', 'psychisch krank' und inzwischen sogar wieder als 'verwahrlost'). Auch wenn diese Kritik häufig unangemessen, paternalistisch, verleumderisch oder schlicht unzutreffend ist, bleibt die Identifikation nicht gelingender Lebensführung die rechtliche, finanzielle und auch ethische Voraussetzung für sozialpädagogische Hilfe.

Diese in der Praxis der Sozialen Arbeit immer wieder bedeutsame Spannung von Kritik und Unterstützung alltäglicher Lebensführung und sozialer Lebensformen soll im Seminar auf sowohl theoretischer als auch empirischer Grundlage erarbeitet und diskutiert werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23