Noch heute verdankt Luxemburg als kleines Land seine Bedeutung innerhalb Europas der geopolitischen Lage neben größeren Ländern. Die Anfänge der Bedeutung der mittelalterlichen Dynastie der Luxemburger waren ähnlich: Ihr Territorium fand sich zwischen den großen Nachbarreichen, dem Königreich Frankreich und dem römisch-deutschen Reich, und Luxemburg vermochte es, sich gerade in krisenhaften Kontexten zu einer gewichtigen politischen Größe zu entwickeln. Überraschend wurde ein Luxemburger 1308 zum römisch-deutschen König gewählt und 1312 zum Kaiser erhoben. Nach unruhigen Jahren gelangte einer seiner Nachfahren 1346 erneut auf den deutschen Königsthron. Der 1355 zum Kaiser gekrönte Karl IV. zählt heute zu den bedeutendsten Herrschergestalten im spätmittelalterlichen Europa. Obwohl die Dynastie nach dem Tod des letzten Kaisers aus ihren Reihen bereits 1437 keinen männlichen Erben mehr hervorbrachte, gehört sie zu den prägenden, weit vernetzten Herrscherfamilien ihrer Zeit. Ursprünglich nur eine Grafschaft, wurde Luxemburg später zum Herzogtum erhoben, verlor aber durch die Heiratsverbindung mit dem bedeutenden Königtum Böhmen schon 1310 zunehmend an Bedeutung. Mit Karl IV. verlagerte sich der Schwerpunkt der Luxemburger Herrschaft von der Westgrenze des Reiches nach Zentraleuropa (Ostmitteleuropa). Wie keine andere Dynastie des Mittelalters stehen die Luxemburger für eine Verbindung zwischen West und Ost in Europa und wurden auch darin zu Vorläufern der Habsburger, deren Herrschaft im Reich über das Mittelalter hinausführte.

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Semester: WiSe 2022/23