Kriege bedrohen Ordnungen – nein, sie heben sie eigentlich auf. Das erleben die Betroffenen der Kriege seit jeher, sie erleben es heute und sie erlebten es während des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis 1648. Vielleicht sind auch gerade deshalb aus dieser Zeit so viele Berichte erhalten, die die konkreten Erfahrungen der Menschen dokumentierten, ihren Alltag, ihre Bedrohungen, ihre Wahrnehmungen und ihre Beurteilungen. Aber es sind die Wahrnehmungen und Deutungen des 17. Jahrhunderts, die unter ziemlich anderen Vorzeichen entstanden als heute, und daher gilt es zunächst einmal, die Besonderheiten der Epoche zu erkennen. Im Seminar werden wir mit diesen Texten arbeiten und sie unter verschiedenen Gesichtspunkten auswerten. Wir können uns dabei an eine rege Forschungsdebatte der letzten 20, 30 Jahre anschließen. Das Konzept setzt allerdings auch die Bereitschaft aller voraus, sich mit solchen Texten, die nicht immer leicht zu lesen sind, selbständig auseinanderzusetzen und sich darüber im Plenum auszutauschen. Und man soll sich auch keine falschen Vorstellungen machen: Das sind Buchführungen des Lebens in Not und Gefahr, aber weder Romane noch Reportagen noch Analysen. Wir müssen die oft spröden Texte erst zum Sprechen bringen, relevante Stellen suchen und vergleichen, um ein oder doch vielleicht viele Bilder zu gewinnen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23