Es ist unbestreitbar, dass die Auseinandersetzung mit der Kunst einen Grundpfeiler der Philosophie Nietzsches bildet. Bereits in seinem Frühwerk „Die Geburt der Tragödie” setzt Nietzsche der „moralischen Weltauslegung des Christentums” die lebensbejahende, artistische Weltauslegung gegenüber, die für ihn die eigentliche metaphysische Tätigkeit des Menschen ausmacht. Diese Weltauslegung äußert sich in einer Vielzahl widersprüchlicher Perspektiven, die sich nicht zu einer Einheit formen lassen. Die Welt wird uns darum auch nicht als logisches, sondern nur als ästhetisches Phänomen wirklich verständlich.

Folgerichtig entwickelt Nietzsche diesen Gedanken in seinen späteren Schriften weiter bis zu dem Konzept des Übermenschen, der in so vollkommenem Sinne Künstler ist, dass er sich seine Werte (und damit seine Perspektiven zur Weltauslegung) gänzlich selbst schafft.

In diesem Seminar soll es einerseits darum gehen, zu ergründen, in welchem Sinne die Kunst für Nietzsche von zentraler Bedeutung für den Menschen ist, und andererseits auch darum, Nietzsches Rezeption der Kunst seiner und der vergangenen Zeit zu untersuchen. Geplant ist dabei auch, in einer Sitzung von Nietzsche rezipierte (und von ihm selbst verfasste) Musikstücke zu hören und seine Anmerkungen zu diesen zu diskutieren.

 Im Vordergrund stehen die Fragen:

-Warum und wie entwickelt Nietzsche Dionysos, den Gott des Theaters und des Rausches, als Antichristen?

-Wie begründet er seine verheerende Kritik der romantischen deutschen Kunst und Musik?

-Inwiefern ist es eine Kunst, Werte zu schaffen? Was für Werte meint Nietzsche?

Zu diesem Zweck sollen in diesem Seminar ausgewählte Texte Nietzsches gelesen werden. Diese stammen aus: Die Geburt der Tragödie, Jenseits von Gut und Böse, Der Fall Wagner und Also sprach Zarathustra.

Weitere Vorschläge sind sehr willkommen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23