Aufgrund starker wechselseitiger Abhängigkeiten können Politik und Ökonomie kaum losgelöst voneinander analysiert und bewertet werden. Die Politische Ökonomie beschäftigt sich mit eben diesen Interdependenzen. Die doppelte Frage, welche Rolle der Staat in der Ökonomie einnehmen sollte bzw. welche Rolle die Ökonomie im gesellschaftlichen Zusammenleben spielen sollte, gilt als Ausgangspunkt von politökonomischen Überlegungen.

 

Im ersten Teil des Kurses stehen die Wurzeln der politischen Ökonomie im Vordergrund. Angefangen bei den französischen Merkantilisten und Physiokraten des 17. und 18. Jahrhunderts bis hin zu den Klassikern um Adam Smith emanzipieren sich ökonomische Ideen zunehmend in Richtung einer stärkeren Autonomie. Im 19. Jahrhundert wird die Rolle des Staates nicht selten auf einen „Nachtwächter“ reduziert, der sich möglichst aus dem wirtschaftlichen Leben der Bürgerinnen und Bürger heraushalten sollte. Dem stehen zum Beispiel die sozialistischen Ideen von Karl Marx und Friedrich Engels diametral gegenüber. Im 20. Jahrhundert entwickelt sich schließlich ein ,bunter Strauss‘ an politökonomischen Strömungen (Schumpeter, Keynes, Hayek, Friedman, Eucken, …), von denen viele häufig mehr oder weniger überzeugend der „Neoklassik“ oder dem „Keynesianismus“ zugeordnet werden.

 

Im zweiten Teil des Kurses beschäftigen wir uns mit zeitgenössischen Ideen. Neue Ansätze bilden sich nicht selten in Folge von Krisen heraus, deren Entstehung und Verlauf sich mit bisherigen Theorien und Ideen nur bedingt oder gar nicht erklären lassen. Im Zuge jüngerer und jüngster Krisen globalen Ausmaßes (Klimakrise, Finanzkrise, Versorgungs- und Verteilungskrisen etc.) gewinnen die „großen Fragen“ um Interdependenzen von Politik und Ökonomie wieder mehr an Bedeutung und geraten somit auch wieder verstärkt in den Fokus politikwissenschaftlicher Diskurse. Autorinnen und Autoren wie Amartya Sen, Thomas Piketty, Elinor Ostrom, Michael Sandel oder Richard Thaler sollen deshalb nicht ignoriert werden.

 

In diesem Lektürekurs werden Sie (a) die grundlegenden Theorien der politischen Ökonomie kennenlernen sowie (b) diese auf heutige Probleme, Krisen und gesellschaftliche Verhältnisse anwenden, um ihre Erklärungskraft kritisch überprüfen zu können. Wirtschaftswissenschaftliche Vorkenntnisse, beispielsweise aus Veranstaltungen wie „Einführung in die Wirtschaftspolitik“ oder „Grundlagen der Volkswirtschaftslehre“, sind beim Verständnis der Lektüre sehr zu empfehlen. Eine gewisse Bereitschaft zum und Freude am Lesen von politikökonomischer Primär- und Sekundärliteratur sowie der wöchentliche Kursbesuch sollten selbstverständlich sein.

 

 

Studienleistung: Referat

Prüfungsleistung: Hausarbeit

(Genaueres zu Studien- und Prüfungsleistung besprechen wir gerne in der 1. Sitzung.)

 

 

Die Literatur wird später bekannt gegeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23