Bonaventura De Sousa Santos ist einer der einflussreichsten gegenwärtigen Denker im lateinamerikanischen und spanisch-portugiesischen Raum. Seine theoretischen Vorschläge beeinflussen das zeitgenössische kritische soziale Denken, durch eine Vertiefung der radikalen Kritik an hegemonialen Ansätzen. In seinen Arbeiten vertritt der portugiesische Soziologe die Überzeugung, dass starke soziale und zivilgesellschaftliche Bewegungen für die demokratische Kontrolle der Gesellschaft und die Schaffung von Formen der partizipativen Demokratie unerlässlich sind. 

In diesem Seminar werden wir uns mit mehreren Artikeln zu seiner These der „Epistemologien des Südens” befassen, einer theoretischen These mit einer ausgeprägten praktischen Verbindlichkeit. Ziel unserer Analyse ist es zum einen, die theoretische Grundlage seiner Unterscheidung zwischen „Epistemologien des Nordens” und „Epistemologien des Südens” zu hinterfragen und sie mit den Grundannahmen zu konfrontieren, auf denen De Sousa Santos sich stützt. Andererseits soll das emanzipatorische Potenzial seines Vorhabens in seiner Anwendung auf konkrete Kontexte dringender politischer und sozialer Aktualität untersucht werden, z.B. die Praktiken des Bergbaus in Kolumbien und die Vorstellung von Geschlecht in der andinen Aymara-Kultur.

Für die Teilnahme am Seminar ist ein solides Leseverständnis in Englisch erforderlich.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23