Der Römerbrief (Röm) stellt im Corpus Paulinum eine Besonderheit dar: Paulus steht in einer Wendephase seiner Vita: Die Missionsarbeit im Osten des Römischen Reiches ist für ihn abgeschlossen und sein Blick wendet sich der Spanien-Mission im Westen zu. Hierzu bedarf er aber der Hilfe der stadtrömischen Christengemeinden (Plural!), denen er sich mit dem Röm vorstellen möchte. Dieser besonderen Kommunikationssituation verdanken sich sowohl Duktus als auch Inhalt des Röm, der nicht selten und auch nicht ganz zu Unrecht als „Testament des Völkerapostels“ bezeichnet worden ist. Bei der Abfassung des Röm konnte Paulus nicht ahnen, dass dieser Text in den folgenden Jahrhunderten immer wieder theologische Weichenstellungen bieten sollte (Augustinus; Martin Luther; Karl Barth …). In der Vorlesung werden nach einem gründlichen Überblick über die entsprechenden Einleitungsfragen und die Forschungsgeschichte zum Röm zentrale Perikopen des Schreibens ausgelegt. Hierzu sind das Präskript (1,1-7), das rechtfertigungstheologische Basisstück 3,21-31 sowie die aus der Feier der Osternacht bekannte Abhandlung über die christliche Taufe 6,1-11 zu zählen. Durch die fachexegetische Behandlung dieser und weiterer Perikopen des Röm sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, in Zukunft fachlich kompetent und methodisch valide Paulustexte einer gründlichen Auslegung zu unterziehen und für die gegenwärtige Zeit aufzuschließen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23