Der jüdische Feminismus ist eine lockere, komplexe und vielfältige religiöse, soziale und politische Bewegung, so vielfältig und komplex wie die jüdische Identität selbst“ (Judith Plaskow). Die Anfänge dieser Bewegung liegen im 19. Jahrhundert, ihre Entwicklung ist mit der Geschichte der internationalen Frauenbewegungen sowie der Liberalisierung des Judentums eng verflochten. Jüdische Feministinnen stießen nicht nur innerjüdische Reformen an, sondern positionierten sich stets auch zu gesamtgesellschaftlichen Problemen ihrer Zeit. Während in Deutschland die ersten jüdischen Feministinnen und ihre Organisationen wie der Jüdische Frauenbund (1904-1938) aufgrund ihrer Verfolgung und Auslöschung im Nationalsozialismus lange Zeit vergessen waren, entwickelte sich in den USA Anfang der 1970er Jahre eine neue, diverse jüdische Frauenbewegung, die sich wenige Jahren später auch mit israelischen Feministinnen vernetzte. In der Übung analysieren wir Quellen verschiedener jüdischer Feministinnen aus Deutschland, Israel und den USA aus der Zeit von 1871 bis 2001, die Auskunft über ihre Ziele und Aktivitäten, aber auch über Diskussionen und Konflikte geben. Die Quellen verdeutlichen nicht nur länderübergreifende Verflechtungen der Bewegungen, sie zeigen auch Unterschiede, die aus dem jeweils spezifischen Verhältnis, das Deutschland, Israel und die USA zum Nationalsozialismus und zur Schoa sowie ihren Folgen haben, resultieren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23