Über mehr als 2000 Jahre beschäftigte sich die Philosophie mit der Seele. Selbst wenn die Natur oder die Eigenschaften der Seele immer umstritten waren, war es völlig unumstritten, dass sie Gegenstand der Philosophie (und zwar einer der zentralen Gegenstände) war. Bekanntlich wurde diese Selbstverständlichkeit durch Kant in Anlehnung an Hume in den „Paralogismen der reinen Vernunft“ (Kritik der reinen Vernunft) infrage gestellt. In nachkantischer Zeit wird der Gebrauch des Begriffs Seele in der Philosophie problematischer, sodass der Begriff heute oft als bloßer Rückstand einer vergangenen metaphysischer Zeit gesehen wird.

Ziel des Seminars ist die Geschichte dieses Begriffs seit der Klassischen Griechischen Philosophie bis zur Klassischen Deutschen Philosophie zu verfolgen. Das Seminar wird durch die Lektüre von Schlüsseltexten wichtige Stationen aus dieser äußerst komplexen Entwicklung näher betrachten. Wir werden uns mit Texten aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit (Platon, Aristoteles, Plotin, Augustinus, Thomas, Descartes, Leibniz, Spinoza, Locke, Hume, Kant, Fichte, Schelling und Hegel u.a.) beschäftigen, um das Feld der Seelenforschung zu umreißen. Vor diesem Hintergrund soll das Seminar ein Ausblick auf die Leere bieten, welche die Auflösung der Seele in der 20 Jh. hinter sich ließ, und auf die komplexe Lage, welche die Philosophie diesbezüglich heute trifft.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23