Folgt man dem Modell des Mediävisten Peter Moraw, der das polyzentrische, spätmittelalterliche Reich auf einer Skala von „Königsnähe“ bis „Königsferne“ in verschiedene Zonen einteilte, so ließe sich der Nordwesten des römisch-deutschen Reiches zweifelsohne den (geographisch) königsfernen Räumen zuordnen. Statt ausgeprägter „Kraftlinien“ des Königtums, die in diesen Raum hineinwirkten, waren es vielmehr die lokalen und regionalen Herrschaftsträger, die die Geschicke der Region bestimmten. Im Proseminar wollen wir und mit diesen vielfältigen Herrschaftsträgern, den Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen zwischen Ems und Weser sowie von der Nordseeküste bis in den westfälischen Raum beschäftigen.

Ziel der Veranstaltung ist es, die Geschichte des „königsfernen“ Nordwesten im Hoch- und Spätmittelalter anhand verschiedenartiger geschichtswissenschaftlicher Zugriffe und Betrachtungsebenen gemeinsam zu erarbeiten. Über das Thema hinaus bietet das Seminar eine Einführung in die Grundbegriffe und Arbeitstechniken der mediävistischen Forschung, stellt deren wichtigste Hilfsmittel vor und macht mit der (systematischen) Recherche und Lektüre von Forschungsliteratur vertraut.

Für den erfolgreichen Abschluss des Seminars sind die regelmäßige und aktive Teilnahme (auch an Exkursionen in Museen, Archive etc.), die Übernahme eines Kurzreferats, das Bestehen der Abschlussklausur sowie das Verfassen einer schriftlichen Ausarbeitung (10-15 Seiten) erforderlich.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2022/23