Die Differenzierungstheorie ist traditionell systemtheoretisch geprägt. Seit Mitte der 1980er Jahre sind aber auch zunehmend Versuche erkennbar, dieses Konzept einer handlungstheoretischen Bearbeitung zugänglich zu machen und damit das systemtheoretische Differenzierungskonzept entweder zu ersetzen oder auch unter bestimmten Voraussetzungen zu ergänzen (dabei sehr unterschiedliche Zugänge: Renn, Schwinn, et.al.). Als wesentliche Kernfrage soziologischer Differenzierungstheorien kann vor diesem Hintergrund die sys-tematische Unterscheidung (und Verknüpfung) der Differenzierungsfrage (wie grenzen sich soziale Ein-heiten voneinander ab?) mit der Integrationsfrage (wie sind Abstimmungen zwischen ausdifferenzierten sozialen Einheiten möglich?) gelten. Anders gesagt: Eng mit der Differenzierungsthematik verbunden sind zwangsläufig auch grundlagentheoretische Weichenstellungen. Siehe etwa die Frage, ob es über-haupt noch einer übergeordneten Einheit ("der Gesellschaft") bedarf und inwiefern die Frage nach dieser Einheit differenz(ierungs-)theoretisch aufzulösen ist (etwa: Mölders). Wir erörtern im Seminar alternative Zugänge sowie Kombinationsmöglichkeiten für das Thema soziale Differenzierung und lesen sowohl Klassiker (Simmel) als auch neue Ansätze sozialer Differenzierung.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23