Islam in Europa respektive Deutschland wird oft auf eine dichotome Weise thematisiert. Entweder ist die Rede von Radikalisierung und Gewalt, oder liegt der Fokus alleine auf der Diskriminierung der Muslime. Beide Aspekte haben sicherlich ihre Berechtigung. Was dabei aus dem Blick gerät, ist, dass der Islam und damit die Muslime mit ihren religiösen Bedürfnissen und Anforderungen auf vielfältige Weise in die Gesellschaft integriert werden. Dieses Seminar befasst sich mit der Eingliederung des Islam in öffentli-che Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Universitäten, aber auch Militär, Krankenhäuser und kommunale Behörden. Dabei werden institutionelle Logiken genauso berücksichtigt wie die Praktiken der Muslime. Die Leitfrage lautet, welche Anforderungen für die Einrichtungen von der muslimischen Prä-senz ausgehen und wie sie darauf reagieren. Es kommen dabei unterschiedliche Themenbereiche in Frage. Es kann um Raumfragen für die Verrichtung religiöser Pflichten gehen (z.B. Gebetsräume in Universitäten oder Schulen); ein anderer Bereich betrifft Folgen islamischer Essgebote für Einrichtungen – dies sowohl in organisatorischer Hinsicht als auch den Schulalltag betreffend wie z.B. beim Fasten. Kulturelle Vorstellungen von Sexualität oder auch Bekleidungsvorschriften können ebenfalls den gewohnten Ablauf des institutionellen Alltags vor neue Herausforderungen stellen (wie z.B. Schwimm- oder Biologieunterricht sowie Kopftuch für Lehrerberuf). Schließlich werden wir uns auch damit befassen, wie die Institutionen (z.B. Kindergärten) neue religiöse Feste in ihre Feierlichkeiten aufnehmen. Das Seminar ist stark praxisorientiert ausgerichtet. Erwartet wird aktive Teilnahme mit eigener Recherche in/zu den besagten Institutionen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23