„Veranschaulichen/Veranschaulichung“ in den Wissenschaften bezeichnet das Verfahren der Übertragung und Strukturierung von Daten durch überschaubaren, wahrnehmbaren Träger. Diese Umwandlung soll (i) die Mitteilung von Daten (kommunikative Funktion) und (ii) ihre Bearbeitung (operative Funktion) erleichtern, insofern eine Entlastung des Bearbeitungssystems entsteht. Diagramme, Mappe, bildliche Darstellungen werden als Musterbeispiele von Veranschaulichung verstanden.

Das Seminar bietet eine Auseinandersetzung mit epistemischen, kognitiven und methodologischen Fragestellungen der Praxis des Veranschaulichens. Unter anderen werden anhand von klassischen und gegenwertigen Texten die folgenden Fragen bearbeitet: Welche Form von „kognitiver Entlastung“ ermöglichen Veranschaulichungen und warum? Gibt es einen Unterschied zwischen Veranschaulichungsformen in Bezug auf ihre kommunikative vs. operative Funktion? Welche Rolle spielen Verallgemeinerungen, Abstraktionen und Idealisierungen in Veranschaulichen? Durch die Behandlung dieser Fragen werden wir ein Verständnis der Veranschaulichung in den Wissenschaften anstreben, wofür den Aspekt der visuellen Präsentation von Daten nicht zentral ist. Anhand der philosophischen Tradition der symbolischen Erkenntnis (Leibniz, Lambert und ihre kritische Diskussion durch Kant) werden wir die operative Dimension des Veranschaulichens ergreifen: Eine Veranschaulichung ist die Entwicklung eines Zeichensystems, mittel dessen die Durchführung von sonst undurchführbaren Aufgaben ermöglicht wird.

Die vollständige Liste von zur Diskussion gestellten Texten wird während der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23