Nach dem ‚Beutelsbacher Konsens‘ soll die Kontroversität der öffentlichen Meinungsbildung im schulischen Fachunterricht gespiegelt oder abgebildet werden. Doch das Kontroversitätsgebot setzt sich aufgrund aktueller Entwicklungen zahlreichen didaktischen und pädagogischen Rückfragen aus: Welche Themen, Fragen und Meinungen sollen und können kontrovers verhandelt werden, und wann und wo sind aus welchen Gründen im Klassen- und Kursraum der Kontroversität Grenzen zu ziehen? Die Debatten um diese Fragen, die insbesondere die ethische und die politische Bildung betreffen, schwanken zwischen Plädoyers sowohl für Entgrenzungen als auch Begrenzungen der Meinungsfreiheit im Unterricht. Im Seminar soll diese Debatte zunächst rekonstruiert und die jeweiligen Positionen, die auf so unterschiedliche demokratietheoretische Modelle wie dem deliberativen oder auch dem radikaldemokratischen Bezug nehmen, diskutiert und geprüft werden. Im Anschluss werden verschiedene unterrichtspraktisch ausgerichtete Vorschläge vorgestellt, um die durch die „Kontroverse über Kontroversität“ angezeigten didaktischen Problemstellungen durch einen Rekurs auf unterschiedliche Formen, und Varianten der philosophischen Kritik in einen vielperspektivischen Blick zu bekommen und in eine ebenso vielgestaltige philosophische Unterrichtspraxis zu überführen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23