Seit einigen Jahren gibt es insbesondere seitens der Kultur-, Medien- und Theaterwissenschaften, der Sound Studies und der Philosophie eine verstärkte Aufmerksamkeit für die Stimme. Die Literaturwissenschaft, traditionell einem eher monomedialen, auf die Schrift hin orientierten Literaturbegriff verpflichtet, tut sich damit immer noch schwer, obwohl Lesen nichts anderes heißt, als dem Text eine Stimme zu geben.
Je stärker literarische Produktionen und Adaptationen in der heutigen Lese-, Slam-, Rap- und Hörbuchkultur von Aspekten stimmlicher Performanz geprägt sind, desto mehr ist die Literaturwissenschaft jedoch gefordert, hier Forschungsperspektiven zu öffnen und Analyseinstrumente für ein close listening zu finden, um vergangene wie künftige Entwicklungen einer intermedialen, performativen Literaturgeschichte und ihrer Genres zu erschließen.
In Form eines forschenden Lernens möchte das Seminar dies versuchen. Es sollen Theorietexte gelesen werden, aber von den Teilnehmenden in eigenständigen Recherchen eben auch mögliche Gegenstände, Themen und Forschungsfelder ihrer Wahl entdeckt und erschlossen werden. Hierzu steht u.a. das Phonopoetik-Archiv zur Verfügung. Geplant ist, gemeinsam daraus auch eine kleine wissenschaftliche Tagung für den Sommer 2023 zu entwickeln, bei der die Studierenden Gelegenheit haben, ihre Ergebnisse vorzustellen.
- Lehrende/r: Britta Herrmann
- Lehrende/r: Lars Korten
- Lehrende/r: Vera Mütherig