Dass man aufgrund der pandemischen Situation gezwungen war, Feste und Feiern abzusagen, war eine große Einschränkung, die bereits jetzt in Ansätzen soziologisch aufgearbeitet wird. Nicht nur die Festveranstalter*innen litten – das „Nicht-Feiern“ war auf vielen Ebenen belastend: Das Tauffest z.B. als familiäres Großereignis abzusagen, fällt schwer: Wenn ein Fest, dass neues Leben in der Familie und zwar innerhalb der christlicher Gemeinschaft feiern will, aufgrund der möglichen Gefährdung des Lebens durch Gemeinschaft aber verschoben wird, stellt das vor große – z. T. auch seelsorgerliche – Herausforderungen. Und wenn das Clubbing am Wochenende entfällt, der Club aber für einige der Raum ist, der dem Alltag, der Arbeit oder dem Studium gegenüber die notwendigen Grenzen setzt; wenn der Club sogar zum Schutzraum für bestimmte Gruppen wird, indem Menschen dort ganz sie selbst sein dürfen, wiegt der Verlust umso schwerer. Die zwei Beispiele deuten an, dass Fest und Feier von Grund auf zum Menschen und zur menschlichen Gemeinschaft gehören und ihnen zudem von Nutzen sind. Festkulturen ändern sich, erfahren auch immer wieder – und z. T. auch notwendige – Kritik, doch wird der Mensch immer wieder kreative Wege finden, sich im Fest oder im Feiern als Teil einer Gemeinschaft auf etwas Besonderes einzulassen, um so auch ein dem Alltäglichen enthobenes Anderes erleben zu können. Auch das „Andere“ gehört zur Wirklichkeit. Es gibt also Grund genug, dem Feiern nachzudenken:

Im Rahmen des Lehrformates „Forschendes Lernen“ werden Sie im Seminar angeleitet, ein empirisches Forschungsprojekt zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Von der Entwicklung einer eigenen Forschungsfrage, über die Datenerhebung mittels Durchführung von Interviews bis hin zur Auswertung des Materials mittels der Dokumentarischen Methode werden Sie alle Schritte eines qualitativen Forschungsprozesses durchlaufen. Den inhaltlichen Fokus, an dem Sie Ihre Projekte orientieren, bildet der Themenkreis um Feste und Feiern in der Gegenwart.      

Ihre Projekte können Sie auf Wunsch im Anschluss an das Seminar in Seminararbeiten überführen. Weitere Literatur wird zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23