Der in Martinique geborene und später in Algerien arbeitende Psychiater, Publizist und Aktivist Frantz Fanon war einer der bedeutendsten Intellektuellen der antikolonialen und antirassistischen Bewegungen. In seinen Schriften, darunter seine Dissertation Schwarze Haut, weiße Masken (1952) sowie das kurz vor seinem Tod fertiggestellte Werk Die Verdammten dieser Erde (1961), unternimmt Fanon eine politische Analyse der Effekte und Funktionsweisen des Kolonialismus. Nicht allein werden die Gewaltverhältnisse des Kolonialismus in ihrer ökonomischen, soziopolitischen wie auch psychologischen Tragweite beleuchtet, Gegenstand ist ebenfalls die Suche nach Auswegen sowie die Warnung vor möglichen Fallstricken für die Unabhängigkeitskämpfe. Gerade in Bezug auf letzteres wird ihm eine erstaunliche Weitsicht attestiert, weshalb eine Auseinandersetzung mit Fanon auch für die Analyse der Gegenwart nach wie vor lohnenswert ist.

Seine Schriften, welche sich mitunter eher als politische Streitschriften verstehen und nicht genuin an einen akademischen Diskurs Anschluss suchen, wurden zudem zu einflussreichen Bezugspunkten sowohl politischer Bewegungen (u.a. der Black Power Bewegung in den USA) als auch post- und dekolonialer Theoriebildung.

In dem Seminar wollen wir uns gemeinsam der Lektüre von Die Verdammten dieser Erde widmen und dabei die zentralen Begriffe und Thesen herausarbeiten und diskutieren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2022/23