Aus materialistischer Sicht lässt sich das Recht insbesondere in seiner Funktion der Absicherung der Warenproduktion und der Klassengesellschaft analysieren. Für gewöhnlich wird das Recht als ein „Reflex“ der Ökonomie gedeutet, das vornehmlich den Interessen der bürgerlichen Klasse dient – zugleich durch seine Allgemeinheit aber auch der Arbeiterschaft ein Minimum an Grundfreiheiten garantiert. Neomaterialistische Ansätze kritisieren den „Ökonomismus“ der marxistisch orientierten Rechtstheorie und inkludieren in ihrer Analyse weitere Unterdrückungsverhältnisse, die in modernen Gesellschaften neben dem Klassenantagonismus existieren. Recht kann hier als Kohäsionstechnik verstanden werden, um eine fragmentierte und durch Herrschaftsverhältnisse auseinanderklaffende Gesellschaft zusammenzuhalten. Wir erschließen uns im Seminar klassische Texte der materialistischen Rechtskritik, u.a. von Franz L. Neumann, Eugen Paschukanis und Nicos Poulantzas und bringen diese in einen kritischen Dialog mit jüngeren neomaterialistischen Ansätzen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23