Lange genoss die Geschichte christlicher Mission nur ein Nischendasein: Während (häufig Eigen-)Darstellungen einzelner Missionen einen großen Teil der entsprechenden Literatur ausmachten, schenkte die säkulare Geschichtsschreibung dem Thema nur wenig Beachtung und reduzierte Mission darauf, ein Arm des europäischen oder „westlichen“ (Kultur-)Imperialismus gewesen zu sein. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Betrachtung gewandelt: Die kolonialen Verstrickungen christlicher Mission werden differenzierter betrachtet, Forscher betonen globale, transnationale und transimperiale Zusammenhänge und entdecken die vielfältigen, durchaus säkularen Aktivitäten christlicher Missionare und deren Rolle in komplexen Prozessen der Wissensproduktion, des interkulturellen Austauschs, politischen und ökonomischen Entwicklungen, sowie der Aushandlung religiöser, sozialer und geschlechtlicher Identitäten. Nicht zuletzt wird auch das Publikum christlicher Mission nicht mehr nur als passive Rezipienten „westlicher“ Einflussnahme verstanden. Vielmehr anerkennt die neuere Forschung die aktive Rolle, Erfahrungen und vielfältigen Agenden von Konvertit*innen und widmet sich vermehrt der Herausbildung und Selbstbestimmung nicht-europäischer und globaler „Christentümer“ in kolonialen und postkolonialen Zusammenhängen.

Mit Blick auf diese neuen Perspektiven widmet sich die Übung der Geschichte christlicher Mission mit einem Schwerpunkt auf den Zeitraum zwischen dem 18. bis 20. Jahrhundert und Fallbeispielen aus unterschiedlichen Weltregionen.

Die Veranstaltung ist auf 25 Teilnehmende beschränkt. Ein großer Teil der Lektüre ist in Englisch.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2022/23