Fällt der Begriff digitaler Aktivismus denken viele an spezifische Hashtags wie #BlackLivesMatter oder #MeeToo‚ an die Guy-Fakes-Maske, die heute vor allem mit Anonymus verknüpft wird, oder an spezifische Protestwellen wie den Arabischen Frühling. Digitale Infrastrukturen ermöglichen Bürger:innen, Inhalte aller Art – in Form von Texten, Bildern oder Videos – kostengünstig, tagesaktuell, ungefiltert und ohne territoriale Begrenzung zu verbreiten, so auf (politische) Missstände aufmerksam zu machen und sowohl zu Online- als auch Offlineprotesten mit kollektiver Zielsetzung aufzurufen. Dass grundlegende Charakteristika und Infrastrukturen des Internets entsprechend eine ganze Bandbreite an Chancen für aktivistische Gruppierungen bereithält, liegt auf der Hand. Dennoch finden sich in wissenschaftlicher Literatur der vergangenen Jahre auch Debatten darum, was das Internet im Allgemeinen und Soziale Medien im Besonderen für Soziale Bewegungen und Aktivismus zu leisten vermögen, und was lediglich als „acadamic wishful thinking“ (Quandt, 2018, S. 37) gilt. Kritik wird oftmals im Kontext des sogenannten Slacktivismus laut: Einer niedrigeschwelligen Form von Online-Aktivität wie Liken oder Teilen von Social Media-Beiträgen, die sich jedoch nicht in Handeln in der realen Welt niederschlägt und der entsprechend auch wenig Effekt zugesprochen wird (z.B. in Agur & Frisch, 2019; George & Leidner, 2019). Das Seminar widmet sich in Hinblick auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen Fragen danach, wie sich Aktivismus im digitalen Zeitalter manifestiert und auswirkt.

Auf der Grundlage von theoretischen und empirischen Erkenntnissen rund um das Thema des digitalen Aktivismus werden im Rahmen dieses Seminars alle Schritte des empirischen Forschungsprozesses durchlaufen: Angefangen bei der Erarbeitung und Formulierung einer Forschungsfrage und ihrer Relevanzbegründung, über die theoretische Fundierung hinweg bis hin zur empirischen Planung, Umsetzung und Auswertung. Zuletzt werden die Ergebnisse in einem Projektbericht dokumentiert, interpretiert und kritisch reflektiert.  

Studienleistung:
aktive Teilnahme, eigenständige Erarbeitung, Kurzreferate

Prüfungsleistung:
Forschungsbericht (Gruppenarbeit)

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23