Kaum eine Quelle der Prinzipatszeit gibt einen solch lebendigen, differenzierten und aufschlußreichen Einblick in das Leben, die Kultur und die Politik der römischen Elite wie der Briefwechsel des C. Plinius Secundus, Konsul des Jahres 100 n.Chr. Ob Berichte über Erbschleicherei in der römischen Oberschicht, Beschreibungen der opulenten Landvillen dieser Klasse, eine unterhaltsame Spukgeschichte oder aber die packende Schilderung des verheerenden Ausbruchs des Vesuv 79 n.Chr. – ein facettenreiches Panorama der sozialen, kulturellen und machtpolitischen Lebenswelt dieser Kreise, die zugleich die römischen Herrschaft über das gewaltige Imperium Romanum mit bestimmten, tritt aus diesen kunstvoll gestalteten Briefen entgegen.

Die im 10. Buch der Briefsammlung bewahrte Korrespondenz zwischen Plinius als Statthalter der Provinz Pontus-Bithynien am Schwarzen Meer und Kaiser Trajan, 111-113 n. Chr. stellt zudem das wichtigste literarische Zeugnis für die Alltagspraxis der römischen Herrschaft und Provinzverwaltung dar. Von Fragen der Behandlung früher Christen vor Gericht über Infra­strukturmaßnahmen in der Provinz, Streitigkeiten um Privilegien und Testamente reicht das Spektrum bis zur Organisation des provinzialen Kaiserkultes und Mechanismen der Patronage. Die Übung bietet die Möglichkeit, Lateinkenntnisse anzuwenden und zu vertiefen sowie grundlegende Verfahren und Probleme römischer Herrschafts­ausübung kennen­zulernen.

Teilnahmevoraussetzung: Arbeitsfähige Lateinkenntnisse (aber nicht notwendig Latinum) für die Lektüre der Originaltexte! Die Texte werden in den Sitzungen rundum von den Teilnehmer*innen übersetzt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23