„Wer soll das alles bezahlen?”. Viele politische Diskussionen, ob am Familientisch oder im Freundeskreis enden mit dieser offenen Frage. Die frustrierende Antwort darauf, wenn überhaupt eine gegeben wird, lautet meistens: Die Steuerzahlenden. Doch diese Einsicht ist in vielerlei Hinsicht nicht richtig und hat für die aktive Politikgestaltung fatale Konsequenzen, die dadurch oft hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Zu viele gute Gedanken scheitern heute an ihrer Finanzierbarkeit. Jedoch hat nicht zuletzt die 100 Mrd. Euro schwere Militarisierung der Bundeswehr bewiesen: Geld ist gar nicht so knapp wie es immer scheint. Aber woher kommt unser Geld eigentlich? Welche Rolle spielt die Schuldnerin? Welche der Gläubiger? Wie unterscheidet sich die Verschuldung von Staaten von der Verschuldung einer Privatperson? Welche Rolle spielt der Staat? Und führen höhere Staatsausgaben automatisch zu steigender Inflation?

 

Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen dieses studentischen Seminares aus einer gesellschaftswissenschaftlichen Perspektive, ohne komplizierte Formeln und Berechnungen, nachgegangen werden. Denn die Ausgestaltung des Zusammenlebens einer Gesellschaft lässt sich nicht berechnen, sondern ist eine politische Entscheidung. Geld spielt dabei eine entscheidende Rolle und ist somit hoch politisch! Insbesondere die politische Linke beschäftigt sich bis heute viel zu wenig mit dem Thema. Finanz- und Wirtschaftspolitik fällt klassisch in den Kompetenzbereich alter, weißer Männer konservativer Parteien. Dabei ist das Verständnis unseres Geldsystems unerlässlich, um eine soziale, demokratische, ökologische und feministische politische Agenda in die Tat umzusetzen.

 

Im Laufe dieses Einstiegskurses in die progressive Fiskal- und Geldpolitik beschäftigen wir uns nach einer kurzen theoretischen Betrachtung von Geld und seinem Funktionieren insbesondere mit der Rolle von Zentralbanken. Wir hinterfragen die häufig missverstandene Finanzierung von Staaten und stellen uns die Frage: Wollen wir der nächsten Generation lieber Geldschulden oder einen kaputten Planeten hinterlassen?

 

Ziel des Seminars ist es aktuelle politische Krisenherde geld- und fiskalpolitisch einzuordnen und vor dem Hintergrund des Gelernten neu zu bewerten, sodass alle Teilnehmenden beim nächsten Kneipenabend auf die Frage „Wer soll das alles bezahlen?” eine Antwort haben.

 

 

 

WICHTIG: Aus administrativen Gründen, kann der Kurs leider nur mit 3 ECTS verbucht werden bzw. ein Schein nur dann ausgestellt werden, wenn dort eine Prüfungsleistung erbracht wurde. Diese besteht aus einem kurzen Essay zu einem seminarbezogenen Thema.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23