Das Seminar widmet sich der Erfassung und Erörterung der sozialtheoretischen und soziologischen Re-levanz der antinomischen Komplementarität der Gesellschaft, der Gemeinschaft und des „Mitseins“. Ausgehend von einer neuen Konzeptualisierung des Sozialen und der Sozialität aus der Perspektive der Daseinsanalytik Martin Heideggers und der koexistenzialen Analytik Jean-Luc Nancys führt das Seminar ein in die Konzeption des Mitseins als eine dritte Ordnung des Sozialen, die sich durch eine Mannigfaltigkeit von Existenzformen auszeichnet, die über die für die sozialen Ordnungen der Gesellschaft und der Gemeinschaft typischen sozialen Interaktionen und Kommunikationen aus der Vermittlung durch das Gemeinsame und Allgemeine (geteilte Werte und Normen, Traditionen, kulturelle Zugehörigkeit und Selbstverständnisse) hinausgehen. Es werden Zusammenhänge mit verwandten Begriffen und Konzepti-onen wie Anerkennung, Vertrauen, Solidarität, Alterität und Responsivität ausgearbeitet, um das Verhält-nis des Mitseins zu den klassischen soziologischen Begriffen der Gemeinschaft und Gesellschaft zu klären und die Felder seiner empirischen Bedeutsamkeit abzustecken. Das Seminar wird in seinem ersten Teil in einige repräsentative kritische Auseinandersetzungen des Poststrukturalismus mit den Begriffen der Gesellschaft und der Gemeinschaft einführen, worauf die anschließende Konzeptualisierung einer Soziologie des Mitseins im zweiten Teil des Seminars aufbaut. Dazu ziehen wir sowohl klassische als auch moderne Denker zu Rate wie Georg Simmel, Maurice Merleau-Ponty, Michel Foucault, Jacques Derrida, Jacques Ranciere, aber auch den Psychoanalytiker Jacques Lacan.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2022/23