Auf 35 Studierende begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich!

 

Das Werk des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard (1931-1989) zeichnet sich durch ein bemerkenswertes Interesse an Erziehung und Bildung aus. Indem sie die Voraussetzungen und Folgen unterschiedlichster Konstellationen von (zumeist männlichen) Mentoren und ihren Schülern beleuchten, kommentieren die Romane und Erzählungen zugleich Erkenntnisse aus der pädagogischen Theorie und Praxis. Gerade die pädagogische Thematik ist dabei in die für Bernhard typische Kritik an den österreichischen Institutionen eingebunden. Als „Handlanger“ des katholischen Staates repräsentierten die Lehrer – von der Volksschule bis zur Matura – dessen Engstirnigkeit und Brutalität: „Die Lehrer verderben die Schüler, das ist die Wahrheit“, heißt es etwa in dem Roman „Alte Meister“ (1985).

Die Lehrveranstaltung wird Bernhards Werk nicht nur in der Tradition des europäischen Bildungsromans verorten, sondern auch Referenzen auf Texte aus der Erziehungswissenschaft zur Debatte stellen. Diskutiert werden soll überdies der Zusammenhang von Architektur und Entwicklung des Subjekts: In der Regel sind die Bildungsprozesse (und deren Scheitern) bei Bernhard nämlich unmittelbar mit Räumen verbunden – zum einen mit den fiktiven Kegeln, Türmen, Dachböden und Kellern, in denen seine Figuren denken, arbeiten und wohnen, zum anderen mit real existierenden Orten der Bildung wie dem Kunsthistorischen Museum in Wien.

 

Die Referatsthemen für dieses Blockseminar werden zu Semesterbeginn bekanntgegeben. Freude und Interesse an der Lektüre literarischer Texte sind Voraussetzungen für eine Gewinn bringende Teilnahme.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2022
ePortfolio: No