Einem glücklichen Papyrusfund vom Ende des 19. Jahrhunderts verdanken wir die Kenntnis unserer Hauptquelle zur Geschichte der athenischen Demokratie, der aristotelischen Schrift über den „Staat der Athener“. Zwar enthalten die Kapitel über die Entwicklung der athenischen Verfassung von der Gesetzgebung Solons über die Phylenreform des Kleisthenes bis hin zur Einführung der sog. „radikalen Demokratie“ durch Ephialtes manche Rückprojektion der Verhältnisse des 4. Jahrhunderts; dennoch ist der Text unverzichtbare Grundlage jeder Beschäftigung mit dem politischen Transformationsprozess in archaischer und klassischer Zeit, an dessen Ende eine Staatsform steht, der unser heutiges System den Namen und wesentliche Impulse verdankt. Eine kritische Lektüre ausgewählter Passagen soll dazu befähigen, wichtige Etappen der Genese und zentrale Organe des „Staates der Athener“ zu rekonstruieren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022