Seit Jahrzehnten werden die Wahlsysteme als wichtige Einflussgröße für die Parteiensysteme demokratischer Staaten diskutiert: Verhältniswahl führe zu fragmentierten Parlamenten, Mehrheitswahl dagegen zum Zweiparteiensystem. Zwischen diesen beiden Idealtypen bestehen in demokratischen Staaten realiter eine Vielzahl unterschiedlicher Wahlsysteme mit verschiedenen Auswirkungen auf das Verhalten Parteien und Bürger*innen. Zugleich betont die vergleichende politische Soziologie, dass die Parteienvielfalt vorrangig von gesellschaftlichen Faktoren abhänge und es die soziale Heterogenität sei, die die Parteienzahl erkläre. Zudem werden Wahlsysteme zumeist von politischen Eliten installiert, womit eine Umkehrung der Einflussrichtung vorgeschlagen wird: Zweiparteiensysteme wählten sich z.B. Mehrheitswahlsysteme. Dieses Seminar vermittelt einen Überblick über Wahlsystemforschung insbesondere mit Blick auf ihre Wirkung auf die Ausgestaltung von Parteiensystemen und beleuchtet die angeprochenen Zusammenhänge genauer. Zu diesem Zweck eignen wir uns zunächst klassische Texte der Wahlsystemforschung an und schließen im Verlauf des Kurses zum aktuellen Forschungsstand auf.

 

 

Literaturempfehlung:

Schoen, Harald (2014): Wahlsystemforschung. In: Falter, Jürgen/Schoen, Harald (Hrsg.): Handbuch Wahlforschung, 2. Auflage, Wiesbaden: Springer VS, 769-823.

How Electoral Systems Make a Difference | Keys to European Politics | Liesbet Hooghe & Gary Marks (https://youtu.be/drTbzlvDdXU)

 

 

Studien- und Prüfungsleistungen:

Eine Studienleistung besteht darin, (a) die Literatur gründlich zu lesen, (b) aktiv an den Seminarsitzungen teilzunehmen und (c) zur Literatur jeder Sitzung zwei Diskussionsfragen einzureichen. Als Prüfungsleistungen können Hausarbeiten nach Maßgabe der jeweiligen Prüfungsordnung geschrieben werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022