In den Diskussionen über die Ursprünge des modernen Terrorismus spielt das Russländische Reich als ein mögliches „Geburtsland” bis heute eine prominente Rolle. Dies liegt daran, dass russländische Revolutionäre die Autokratie mit spektakulären Anschlägen in Bedrängnis brachten. Ihren größten Erfolg feierte die terroristische Bewegung im März 1881, als es der „Partei des Volkswillens” gelang, den Zaren Alexander II. zu ermorden. Nach einer vorübergehenden Eindämmung der revolutionären Bewegung in den Regierungsjahren Alexander III. (1881-1894) stieg die Zahl der Anschläge in der Revolution von 1905-07 explosionsartig an. Obwohl terroristische Akte auch Jahre später verübt wurden, konnte der Terrorismus nach der Niederschlagung der ersten Russischen Revolution seine einstige politische Bedeutung nicht mehr wiedererlangen.

Im Proseminar werden wir uns mit der Geschichte des Terrorismus im ausgehenden Reich auseinandersetzen. Was ist Terrorismus und wie lässt er sich von anderen Formen (politischer) Gewalt differenzieren? Warum entstand ausgerechnet im Zarenreich eine terroristische Bewegung? Wer waren die Narodniki und die Sozialrevolutionäre? Wie standen die Sozialdemokraten, die Menschewiken und die Bolschewiken, zur Terrorfrage? Welche Verbindungen lassen sich zwischen linkem und rechtem Terrorismus nachweisen?

Sprachliche Voraussetzungen: Deutsch und Englisch. Russische Sprachkenntnisse sind nicht erforderlich.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022