Der amerikanische Roman ‚Die Päpstin’ von Donna W. Cross erschien 1996 sogleich in deutscher Übersetzung und wurde binnen kürzester Zeit zum Bestseller. Der 2009 veröffentlichte Film lockte über zwei Millionen Zuschauer in die Kinos. Noch im selben Jahr war der Film als TV-Mehrteiler im Fernsehen zu sehen. Seit 2011 wird ‚Die Päpstin – Das Musical’ im Schlosstheater Fulda gespielt: „Am Originalschauplatz Fulda”, wie es in einem Werbetext der spotlight Musicalproduktion GmbH heißt.
Die aus dem Mittelalter stammende Geschichte einer Frau, die auf den Heiligen Stuhl gelangte, vermag offenbar bis heute ein breites Publikum zu faszinieren. Aber lassen sich für diese spannende Erzählung überhaupt historische Fakten finden? Von wem stammt diese in zahlreichen Versionen überlieferte Geschichte? Welche konkreten intertextuellen Bezüge zwischen den mittelalterlichen(!) Textversionen lassen sich nachweisen (Zitat, Anspielung, Plagiat, Hypertextualität)? Warum wurde diese Geschichte in verschiedenen Formen und Zeiten wieder und wieder erzählt? Haben „männliche Autoren versucht, die Geschichte Johannas als Beleg dafür zu zitieren, daß eine Frau unfähig sein muss, Priester zu sein” (Elisabeth Gössmann)? Oder gibt es noch andere Antworten?
Am Beispiel der aufgeworfenen und anderer Fragen sollen anhand von urkundlichen, historiographischen, bildlichen und liturgischen Quellen sowohl zentrale Themenbereiche der mittelalterlichen Geschichte als auch grundlegende Arbeitstechniken, Methoden und Hilfsmittel der Mediävistik vertiefend behandelt werden.
- Lehrende/r: Wolfgang Wagner