Ein Großteil der Deutschbalten stand seit der 1710 erfolgten Einverleibung in das Russländische Imperium in dem Spannungsfeld, einerseits an gehobenen Positionen an der Modernisierung im Zarenreich mitzuwirken, andererseits an überkommenen Privilegien und altständischen korporativen Organisationen festhalten zu wollen. Zahlreiche Frauen und Männer des deutschbaltischen Adels und der deutschbaltischen städtischen Ober- und Mittelschichten hinterließen Erinnerungen oder Autobiographien, anhand derer herauszuarbeiten sein wird, wie einerseits das Imperium, sein Zerfall und die Auflösung ihrer vorherigen Welt die Biographien prägten und wie andererseits die Akteure das Reich, sein Ende und das Leben in Ungewissheit reflektierten. Besonders reizvoll wird die Frage nach dem Zusammenspiel von imperialen russländischen Strukturen, dem Handeln und den Ausdeutungen durch die deutschbaltischen Akteure dadurch, dass das Seminar jene Umbruchszeit ins Visier nimmt, in der die russischen, estnischen und lettischen Nationalismen erstarkten.

 

Das Seminar folgt den Maximen des Forschenden Lernens. Damit wird bei einer Teilnahme die Bereitschaft zu umfangreicher Lektüre und zu intensiver Gruppenarbeit vorausgesetzt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022
ePortfolio: Nein