Im zweiten Band seiner Wissenschaft der Logik mit dem Titel „Die subjektive Logik oder die Lehre vom Begriff“ (1816; kurz: Begriffslogik) setzt sich Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) mit der seit Aristoteles (384-322 v. Chr.) zunehmend kanonisierten in den Rahmen der philosophischen Propädeutik und (klassischen) Logik fallenden Lehre von Begriff, Urteil und Schluss auseinander. Hegels Projekt einer Wissenschaft der Logik als grundlegendem Teilbereich seines philosophischen Systems verfolgt Ansprüche, die über diejenigen einer (formalen) Logik, an die wir heute beim Lesen des Werktitels zuerst zu denken geneigt sein mögen hinausgehen, teils quer zur formalen Logik stehen. Hegel geht es darum, die grundlegenden Kategorien sowohl des Denkens sowie der Wirklichkeit im Rahmen einer Ontologie resp. Kategorientheorie zu entfalten, damit Ansprüche Kants, Fichtes und Schellings (u.a.) aufgreifend. Hegel ist dabei bemüht auch die klassischen propädeutischen, als basal angesehenen, Mittel der Logik in seine Kategorientheorie zu integrieren.

Im Seminar werden wir uns mit diesem Versuch Hegels auseinandersetzen und dafür insbesondere den ersten Abschnitt der Begriffslogik: „Die Subjektivität“ einer gründlichen Lektüre unterziehen und z.T. auf weitere Texte Hegels zurückgreifen. Das Seminar stellt hohe hermeneutische Anforderungen und setzt die Bereitschaft voraus, sich eigenständig durch längere Textraten der hegelschen Wissenschaft der Logik zu ‚kämpfen‘.

Das Seminar bietet uns Gelegenheit einen Versuch einer Metaphysik der Logik oder metaphysischen Protologik näher kennenzulernen und damit auch ein Kernstück der hegelschen Philosophie (etwas besser) zu verstehen und ggf. auf seine systematische Tragweite hin prüfen zu können.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022