Kursbeschreibung

Traditionell werden für das Deutsche fünf Satztypen angenommen (vgl. Duden 2009: 888ff.): Aussagesatz (Deklarativsatz), Fragesatz (Interrogativsatz), Ausrufesatz (Exklamativsatz), Wunschsatz (Desiderativsatz) und Aufforderungssatz. Betrachtet man jedoch Gebrauchsdaten, stellt man eine Vielzahl anderer Satztypen fest, die vor allem in der gesprochenen Sprache häufig sind, aber keinem dieser Satztypen eindeutig zugeordnet werden können. Beispiele sind: Alle mal herhören! – Stillgestanden! –Echt cool, der Typ! – Peter und Arzt? – Wen sie wohl einlädt? Solche Äußerungen werden traditionell als „Satzäquivalente” bzw. „satzwertige Ausdrücke” (vgl. Duden 2009: 893f.) bezeichnet und als periphere Erscheinungen der Grammatik behandelt. Ein solcher Ansatz wird jedoch weder der Gebrauchshäufigkeit noch der Systematik solcher Strukturen gerecht.

In diesem Seminar werden wir solche „satzwertigen Ausdrücke” in den Mittelpunkt rücken und uns fragen, wie sie im Rahmen einer grammatischen Theorie angemessen beschrieben werden können. Dabei soll die Konstruktionsgrammatik als ein mögliches – aber nicht als einziges – Modell im Vordergrund stehen. Traditionelle Begriffe wie „Äußerung” und „Ellipse” werden ebenfalls thematisiert. Authentische Gebrauchsdaten aus Korpora des Deutschen werden dabei die empirische Grundlage unserer Überlegungen bilden.

Lernziele

Nach dem Besuch des Seminars …

  • kennen Studierende die wichtigsten Satztypen des Deutschen und ihre spezifischen Merkmale.
  • können Studierende die Problematik des Satzbegriffs und die Probleme der Beschreibung und Klassifikation von Satztypen erläutern.
  • können Studierende verschiedene Ansätze zur Beschreibung von Satztypen vergleichen und kritisch evaluieren.
  • können Studierende mindestens einen Ansatz zur Beschreibung von Satztypen auf Sprachdaten anwenden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022