Einführend zu seinem Aufsatz1, beschreibt Michelle Fichant den Philosophen Johann Heinrich Lambert als einen besonderen zweitrangigen Autor. Zwar gehört er nicht zu den Hauptfiguren des 18. Jahrhundert, wie Kant. Trotzdem ist er ein besonderer Autor, weil seine Werke die Interessen, sowie die gelösten oder ungelösten Probleme einer ganzen Époque wiederspiegeln. Anschließend an Fichant kann man deshalb sagen, dass Lamberts Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Irrtum und Schein (1764) ein spannendes und bedeutungsreiches Abbild der Umgestaltung von erkenntnistheoretischen und metaphysischen Fragestellungen ist, Umstellung die unmittelbar bevor Lambert und durch Bacon, Locke, Leibniz und Wolf stattgefunden hat. Dass Lambert selbst sein Werk in dieser Tradition ansiedelt, kann man schon vom Titel und der Einleitung ableiten: Organon heißt aus dem Griechisch Mittel und in der Aristotelischen Tradition bezeichnet das Wort Aristoteles‘ Logischen Schriften. Lamberts Werk handelt deshalb von dem Erkenntniskräfte und deren Mitteln, nach dem Wahren und seinem Unterschied von dem Irrtume anzustreben. „Neu“ ist dieses Organon, weil es auf den Betrachtungen der Modernen aufbaut. Diese Deutung soll aber den Leser und die Leserin nicht verwirren: Es wird hier keinen reinen deskriptiven Versuch darboten, die Leistung von anderen zusammenzufassen, vielleicht mit dem Zweck, sie zu systematisieren. Dass Lambert eine originale Leistung erbringt, macht sich evident schon durch die Gliederung seines Werkes in zwei Büchern, jeweils in zwei Unterteilen gegliedert: Dianologie und Alethiologie, einerseits, Semiotik und Phänomenologie anderseits.
Das Seminar bietet eine allgemeine Einführung in das Werk Lambert an. Durch die Lektüre und Analyse der ersten zwei Bücher wird gleichzeitig einen Überblick der Themen und Problemen der Erkenntnistheorie des 17. Jahrhundert darbietet und damit eine Sonderblick auf die Entstehung der kritischen Philosophie Kants, Lamberts lebenslang Korrespondent.
- Lehrende/r: Lucia Oliveri