Welche gemeinsamen Eigenschaften zeichnen so unterschiedliche Kunstwerke wie Eichendorffs Gedicht „Mondnacht“, Duchamps Ready-made „Fountain“, Coltranes Album „A Love Supreme“ oder Warhols Siebdrucke „Campbell’s Tomato Soup“ als Kunstwerke aus? Auf diese Wesensfrage suchen die sogenannten kunstästhetischen Essenzialisten eine Antwort. Die kunstästhetischen Skeptiker sind hingegen nicht davon überzeugt, dass sich auf diese Frage eine plausible Antwort finden lässt, weil sich der Kunstbegriff aufgrund seiner intrinsischen Offenheit nicht in Form von notwendigen und zusammen hinreichenden Bedingungen definieren lasse.

Die Debatte, die kunstästhetische (Neo-)Essenzialisten und Skeptiker um die Definition und die Definierbarkeit von „Kunst“ führen, gehört zu den wichtigsten Kontroversen in der Geschichte der Kunstphilosophie. Im Seminar werden zentrale Texte der Debatte und neuere Ansätze gemeinsam erarbeitet und besprochen.

Es soll zunächst der Frage nachgegangen werden, ob – und wenn ja: wozu – es einer Definition des Kunstbegriffs bedarf, bevor essenzialistische Kunsttheorien erarbeitet und diskutiert werden (etwa Darstellungs- und Ausdruckstheorien sowie formalistische und ästhetische Theorien der Kunst). Im Anschluss werden klassische Texte der kunstästhetischen Skepsis besprochen, und es wird diskutiert, ob Institutionstheorien der Kunst überzeugende Antworten auf die Herausforderung der Skeptiker bieten. Zum Schluss werden neuere Entwicklungen in der Debatte behandelt (etwa historisch-intentionale und Cluster-Theorien der Kunst).

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022