In einem in aramäischer, lykischer und griechischer Sprache verfassten Dekret des persischen Satrapen Pixodaros werden im 4. Jahrhundert v. Chr. Regelungen zur Einrichtung und zum Unterhalt eines lokalen karischen Kultes im lykischen Xanthos getroffen. In dieser berühmten Trilingue spiegelt sich in besonderer Weise das seit Beginn der achaimenischen Herrschaft in Kleinasien im 6. Jh. v. Chr. zu beobachtende und in der Forschung kontrovers diskutierte spannungsgeladene Verhältnis zwischen persischer Oberhoheit und lokalen Eliten einerseits, zwischen indigenen Kulturen und griechischen Einflüssen andererseits. Insbesondere die seit der griechischen Kolonisation zahlreich in Kleinasien vorhandenen griechischen Städte, die Herodot (4, 137) zufolge lieber demokratisch als tyrannisch regiert werden wollten, sahen sich immer wieder mit den königlichen Besitzansprüchen konfrontiert. Im Masterseminar soll diese Situation Kleinasiens zwischen imperialer Einheit und kultureller Diversität sowohl aus lokaler und regionaler wie aus globaler Perspektive betrachtet werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022