Historische Dokumentarfilme sind längst zu einem zentralen Medium populärer Geschichtsvermittlung geworden. Für die NS-Zeit greifen diese Filme außer auf Wochenschaumaterial mit Vorliebe auf Amateurfilme zurück, nicht selten mit dem Hinweis, dass solche Aufnahmen einen „authentischen“ und „unzensierten“ Blick auf den Alltag im Nationalsozialismus ermöglichen würden. Tun sie das wirklich?
Zahlreiche Hobbyfilmer haben in den Jahren 1933 bis 1945 das private und öffentliche Leben mit der Kamera festgehalten, auch in Westfalen. Eine Reihe solcher Filme sind im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen überliefert. In ihnen spiegeln sich viele Aspekte von Herrschaft und Herrschaftsinszenierung, Sozial- und Alltagsgeschichte der NS-Zeit in der Region zwischen Ruhr und Lippe. Nicht zuletzt zeigt sich in vielen Aufnahmen deutlich, wie tief der Nationalsozialismus sich in Alltag und Leben der Menschen eingenistet hatte. Manchmal eröffnen die bewegten Bilder auch Einblicke in Wünsche und Sorgen der Menschen vor und hinter der Kamera.
Gleichwohl sind solche Filme natürlich nicht einfach „authentische“ Abbildungen der Realität, sondern immer nur Ausschnitte und Deutungen der damaligen Wirklichkeit, die es bezüglich ihrer Inhalte, ihrer Entstehung und ihrer Verwendung quellenkritisch zu analysieren gilt. Die Übung möchte an ausgewählten Beispielen aus der NS-Zeit Wert und Grenzen von Filmen als Quellen der Zeitgeschichte diskutieren, in den Umgang mit solchen visuellen Quellen einführen und einen Einblick in die Arbeit eines Filmarchivs geben. Erwartet wird die Bereitschaft, sich eigenständig mit mindestens einer Filmquelle auseinanderzusetzen.
- Lehrende/r: Markus Köster