resse des Kölner Buchdruckers Johann Koelhoff des Jüngeren erhalten hat: Der großformatige, mit vielen Holzschnitten repräsentativ ausgestattete Druck aus dem Jahr 1499 gilt als erster Versuch, die Geschichte von Koelhoffs Heimatstadt Köln von ihren Ursprüngen bis in die Gegenwart zu schreiben. Dabei blieb der anonyme Urheber des Texts jedoch keinesfalls bei lokalen Ereignissen und Begebenheiten stehen. Eingebettet ist seine Historie der rheinischen Metropole vielmehr in eine Geschichte des römisch-deutschen Reichs wie auch in die Läufe der Weltgeschichte, die der Autor – der mittelalterlichen Universalchronistik folgend – mit dem alttestamentarischen Schöpfungsbericht der Erde nach Genesis beginnen ließ. Ihrer Leserschaft erschloss die Koelhoffsche Chronik damit über Kölner Horizonte hinaus eine Fülle an informativen, unterhaltenden, aber auch moralisch belehrenden Erzählungen, die zuvor – wie der Prolog explizit erklärt – oft nur der lateinischen Gelehrtenwelt zugänglich gewesen waren, nun aber in der Volkssprache auch ein breites stadtbürgerliches Laienpublikum erreichen sollten.

Ziel der Vorlesung ist es, am Beispiel dieses konkreten Werks ein vertieftes Verständnis von der Genese, den Inhalten, Intentionen und Reichweiten spätmittelalterlicher Stadtchronistik zu gewinnen: Einerseits wird uns dazu die turbulente und in der Forschung teilweise auch hoch umstrittene Entstehungs- und Druckgeschichte der Chronik beschäftigten ebenso wie die bislang nur unsystematisch verfolgten Spuren ihrer Rezeption. Intensiver hineinschauen wollen wir andererseits aber auch in verschiedene der in der Chronik erzählten Episoden: Welche Geschehnisse und Themen aus der fernen Vergangenheit wie auch der eigenen Gegenwart hielt der Autor für berichtenswert? Woher bezog er sein Wissen? Wie bewertete er die von ihm zusammengetragenen Informationen? Und welche Ziele verfolgte er mit seinen Darstellungen?

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Semester: SoSe 2022