Die Erkenntnis, dass Religionen in (post)modernen Gesellschaften nicht zwangsläufig verschwinden, stellt uns vor die Frage, welche Rolle die Religion in freiheitlichen und demokratischen, religiös pluralistischen Gesellschaften spielt und spielen soll.

Mit dem von Jürgen Habermas stammenden Begriff des „postsäkularen“ Zeitalters, werden pluralistische Diskursräume eröffnet, in denen auch religiösen Fragen, Überzeugungen und Deutungsperspektiven in säkularisierter Form wirksam bleiben und Geltung beanspruchen können. Gleichzeitig wird die Vorstellung von Säkularismus als religiös neutrale Konzeptualisierung zunehmend hinterfragt und ebenfalls als Deutungsmachtstrategie kritisiert. Die Situation religiöser Pluralität und Transformation ist mit neuen politischen, kulturellen und somit auch theologischen Herausforderungen verbunden. Für einen gelingenden Diskurs bedarf es wichtiger Selbstreflexionsprozesse und Übersetzungsleistungen. Nicht nur die Religion und ihre Artikulationsweisen unterziehen sich einem Wandel, sondern auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen. Vor dem Hintergrund religionssoziologischer und sozialphilosophischer Beiträge (Casanova, Taylor, Joas, Habermas, Butler etc.) wird die Rolle und das Selbstverständnis der christlichen Religion und der Theologie in den (post-)säkularen Kontexten untersucht.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022